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DER CEO VON SUPIMA SPRICHT ÜBER VERFOLGBARKEIT IN DER LIEFERKETTE.

Weltweit

Verfolgbarkeit von Baumwolle in der gesamten Lieferkette

Auf einer kürzlich unternommenen Reise nach Indien fuhr die kleine Gruppe, mit der ich unterwegs war, durch den Teil von Delhi, in dem der Baumwoll-Basar liegt. Beim Blick aus dem Fenster des Fahrzeugs waren wir fasziniert von der Fülle und Auswahl an Produkten, die am Straßenrand angeboten wurden. Was unser aller Interesse erweckte, war eine Ansammlung von Verkäufern, die eine Auswahl unterschiedlicher Datteln anboten, die aus verschiedenen Regionen zu kommen schienen. Während wir versuchten, durch das Fenster zu erkennen, was auf den Schachteln geschrieben stand, um herauszufinden, was es mit den Datteln auf sich hatte, meinte ein völlig unbeeindruckter Kollege auf dem Rücksitz: „Das ist nur eine Schachtel.“

Und damit haben Sie die ganze Frage der Verfolgbarkeit, Transparenz und Authentizität zusammengefasst in fünf Wörtern. „Das ist nur eine Schachtel.“ Lassen Sie mich dies weiter ausführen. Kaum 30 Sekunden später fuhren wir an ein paar Händlern vorbei, die dieselben Schachteln verkauften, die uns zuvor bei den Dattel-Verkäufern so interessiert hatten. Also, was genau war wirklich in den Schachteln?

Was wissen Sie, was glauben Sie, worauf können Sie zählen, können Sie sich sicher sein, wem vertrauen Sie, was ist das Produkt? Das sind alles gute Fragen, die in der Textillieferkette sehr schwer zu beantworten sind. Naturgemäß haben sich Verbraucher bei Agrarprodukten, einschließlich Baumwolle, immer an den Kennzeichnungen orientiert, um das Produkt zu identifizieren und einzuschätzen, worum es sich bei dem Produkt handelt. Die Kennzeichnung hängt dabei traditionell vom Marketing ab (in allen Phasen der Lieferkette) und davon, was dem Endverkäufer des Produkts glaubhaft versichert wurde, worum es sich bei seinem Produkt handle. Während frische Lebensmittel in der Regel eine viel kürzere Lieferkette haben, sind Baumwolle und Naturfaserprodukte hier grundlegend anders. Von der Ernte bis zum fertigen Produkt im Verkaufsregal können Baumwollfasern große Strecken zurücklegen und viele Hände in verschiedenen verarbeitenden Betrieben und bei unterschiedlichen Herstellern durchlaufen. Meistens ist der Bestimmungsort der Faser völlig unbekannt, wenn sie erstmals in die Spinnerei geschickt wird. Selbstverständlich gibt es hierbei Ausnahmen, die im Zusammenhang mit bestimmten Programmen, Qualitätsvorgaben und Produkterfordernissen stehen können. Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass innerhalb der Lieferkette Klarheit darüber, welche Baumwollfaser in einem bestimmten Produkt verwendet wird, häufig auf einer Reihe von Annahmen basiert. Nehmen wir das Beispiel eines Falls in den USA, ohne Namen zu nennen, da diese für das Thema dieses Artikels nicht relevant sind. Ein großer Einzelhändler importierte Produkte von einem ausländischen Hersteller, die mit einem handelsüblichen und anerkannten Materialetikett ausgezeichnet waren. Bei einer gründlichen Prüfung stellte sich heraus, dass das Produkt nicht der Identität entsprach, unter der es verkauft wurde. Dies wurde zu einem bedeutenden Problem für den Einzelhändler, den Hersteller und die Quelle, und das Thema hallt in der Textilindustrie heute immer noch nach.

Außerdem treten die Fragen nach Verfolgbarkeit und Transparenz auch im Diskurs innerhalb der Textilgemeinschaft langsam an die Oberfläche. Den jüngsten Beweis dafür sieht man in verschiedenen Publikationen und Artikeln. Zwei gute Beispiele für solche Artikel findet man in Ausgabe 7 des Apparel Insider vom Mai 2019 mit dem Titel „Sustainable Cotton – Time for a rethink“ und der Juni/Juli-Ausgabe von Ecotextile News mit dem Titel „Transparency … Please Reboot, Why it’s game over for business as usual“. Ein Versäumnis ist dabei jedoch das scheinbare Fehlen einer umfassenderen Diskussion zum Thema Authentizität, die auch Fragen der Verfolgbarkeit und Transparenz berücksichtigt. Vielleicht liegt das daran, dass es wirklich schwer ist, dies umzusetzen. Bedenken Sie, innerhalb der Lieferkette verließ man sich traditionell auf ein einfaches Prüfsystem, um Einblick in die Verfolgbarkeit und Transparenz der Lieferkette zu erhalten. Dies bringt uns zurück zum Anfang der Geschichte und den fünf einfachen Wörtern „Das ist nur eine Schachtel“. Woher wissen wir, woher ein Produkt stammt, und was über seine Authentizität bekannt ist?

Es gibt eine Reihe von Lösungsvorschlägen, die bereits auf dem Markt sind, und bestimmt werden noch viele weitere folgen, die versuchen dieses Problem anzugehen oder mehr Klarheit für die Textillieferkette zu schaffen. Diese Liste beinhaltet eine ganze Reihe von Systemen und Technologien von Markern und Tracern über Zusätze, RFID, digitale Transaktionszertifizierung und unabhängige Organisationen bis hin zu Big Data mit Blockchain und Holochain.

Supima als Organisation beschäftigt sich seit mehr als einem Jahrzehnt aktiv mit der Suche nach einer Lösung zur Authentifizierung von Supima-Baumwolle. Unabhängig von der Plattform oder Technologie ist die Fähigkeit, eine definitive Aussage zur Authentizität eines Produkts treffen zu können, eine Frage des Vertrauens. Während sich der Großteil der Lieferkette der Authentizität seiner Produkte verpflichtet fühlt, ist das System lange nicht perfekt und anfällig für die Anforderungen, die daran gestellt werden. Ohne Rechenschaftspflicht besteht immer das Risiko, dass mit Ersatzprodukten gearbeitet wird.

Wir alle sind uns nur zu bewusst, wie die Textillieferkette funktioniert und welche Herausforderungen damit einhergehen, wenn der Preisdruck auf die verschiedenen Beteiligten zu hoch wird. Wenn Unternehmen in wirtschaftlichen Notlagen ums Überleben kämpfen, steigt die Kreativität in der Produktion und Fertigung. Ohne die Fähigkeit, die Herkunft der Bestandteile des Produkts nachzuweisen, wird das Potenzial für Substitution und Betrug weiter gesteigert. Es gibt immer mehr Bestrebungen, die Authentizität von Produkten zu verwalten, die verfügbaren Tools können jedoch keinen Aufschluss über die Frage nach der Herkunft geben.

Mithilfe forensischer Wissenschaft kann in der Lieferkette Transparenz geschaffen und die Herkunft eines Produkts an jedem Punkt der Lieferkette bestimmt werden, um sicherzustellen, dass es sich um ein konformes Produkt handelt. Während der Einsatz von forensischer Wissenschaft in der Baumwoll- und Textilindustrie neu ist, wird sie bei vielen anderen Produkten schon aktiv zur Herkunftsbestimmung eingesetzt. Supima arbeitet mit Oritain zusammen, einem Unternehmen für forensische Wissenschaft aus Neuseeland, das diesen durchsetzbaren wissenschaftlichen Ansatz auf Baumwolle anwendet. Durch die Erfassung aller Anbauregionen von Supima-Baumwolle, hat Supima die Entwicklung einer Basisdatenbank für die gesamte Supima-Baumwolle unterstützt. Diese Plattform ermöglicht es den Partnern von Supima, die Herkunft der Baumwolle zu prüfen und die Produkte, die sie mit Supima-Baumwolle herstellen, wahrheitsgetreu zu authentifizieren.

In einfachen Worten nutzt der forensischer Ansatz von Oritain für Supima die natürlich vorkommenden Spurenelemente in der Umgebung, in der die Baumwolle angebaut wird. Dies beinhaltet alle Spurenelemente, durch die die Baumwolle während des Wachstumsprozesses beeinflusst wird, darunter die Erde, das Wasser und die Umgebung, in der die Baumwolle wächst. Durch die Fähigkeit, die Spurenelemente in Größenordnungen von Teilen pro Milliarde analysieren zu können, bietet dies nicht nur tiefgreifende Möglichkeiten zur Differenzierung zwischen größeren geografischen Regionen der Baumwollproduktion auf Länderebene, sondern auch eine detaillierte Differenzierung auf subregionaler Ebene. Dies lässt sich an einem Programm mit der Kering Group veranschaulichen, die Supima-Biobaumwolle von einem ganz bestimmten Anbauer in den USA verwendet. Hierbei lässt sich nicht nur die Baumwolle dieser Farm von beliebiger anderer Baumwolle unterscheiden, sondern selbst von Baumwolle aus der umliegenden Region. Mit diesem Ansatz ist es Supima und Oritain gelungen, natürlich in der Baumwolle vorkommende Elemente effektiv zu nutzen, um erstmals eine Lösung für die Frage nach der Herkunft anzubieten.

Verfasst von

Marc Lewkowitz

Präsident und CEO

Supima

Marc Lewkowitz ist Präsident und CEO von Supima, einer gemeinnützigen Fördergesellschaft der amerikanischen Pimabaumwollerzeuger und der Industrie, die diese einzigartige und seltene Faser nutzt.

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